Nach dem Release von “Narkotic” mit seinem damaligen Partner Du Maroc über Halunkenbande begann rund um die Labelstrukturen des Sossenheimer Rappers SadiQ eine turbulente Phase. Halunkenbande kündigte nach dem Platz-53-Erfolg mit “Narkotic” das Kollabo-Album “Cannabis Coka Nouga” von Baba Saad und SadiQ an. Überraschenderweise wurde nachdem erste Videos und Interviews des Projektes erschienen das Album kurzerhand gecancelt. Schlimmer noch SadiQ und Du Maroc trennt sich vom Label Halunkenbande.
Kurze Zeit später gaben auch die beiden ihre künstlerische Trennung bekannt und so war jeder auf sein eigenes Business fixiert. Du Maroc veröffentlichte im vergangenen Jahr sein Debüt-Album “Block Bladi Gentleman” komplett eigenständig, während SadiQ durch zahlreiche Bilder mit dem Azzlackz-Umfeld als neues Signing gehandelt wurde. Überraschenderweise gab auf dem Höhepunkt der Gerüchte das bis dato unbekannte Label Made Music dann das Signing von SadiQ bekannt. Das Debüt-Album “TrafiQ” wurde angekündigt.
Nach der Verkündung des Signings und der Ankündigung des Albums wurde es jedoch prompt wieder überraschend ruhig. Made Music signte gerade den ehemaligen Maskulin-Künstler Animus als SadiQ die offizielle Trennung vom Frankfurter Label bekannt gab. Die Produktion “TrafiQ” sei bereits in Eigenregie erfolgt und die Entscheidung stand schon längere Zeit intern fest.
Zahlreiche Musikvideos und Interviews später wurde am vergangenen Freitag endlich das Debüt-Album von SadiQ, der zuvor vom King of Rap Kool Savas als großes Strassenraptalent gehandelt wurde, veröffentlicht.
Bereits mit den Musikvideos und Teasern konnte man erkennen, dass der Sound des Albums für Strassenrap sehr klassisch gehalten wurde. Reverblastige Streicher, böse Synthies, Chöre, arabeske Samples und hier und da ein Dre-esques Piano. Für “TrafiQ” wählte SadiQ verschiedene Produzenten und so variiert auch die Qualität der Produktionen. Mal werden eher uninspirierte Presetbeats berappt (“TrafiQ Flow“), mal entsteht bereits nach den ersten Takten eine fesselnde Atmosphäre (“Schmerz in der Brust“). Viele Produktionen haben Potenzial wurden dann aber leider nicht zielstrebig finalisiert (“Mein Club“, “Block Nummer 10“).
“Ich hab’ auch mal gesprüht, Haarspray auf Haze!“
Gleich im “Intro” zeigt SadiQ, dass er flowtechnisch dem typischen Strassenrapper weit voraus ist und lässt so eine Spannung auf die folgenden Tracks entstehen.
Für sein Debüt-Album konnte der Ex-Halunke sehr namhafte und etablierte Künstler als Featuregäste gewinnen. So schaffen SadiQ und Fard mit “Schmerz in der Brust” eine schöne, völlig zeitgemäße Strassentune. Auch die Zusammenarbeit mit MoTrip funktioniert sehr gut (“Braun“). Auf der anderen Seite sind “Ich kenne es” mit Eko Fresh oder “Arab & Afghani” mit Massiv eher guter Durchschnitt, was teilweise auch an der musikalischen Umsetzung liegt.
Auf “Khaled” erzählt SadiQ auf einer Produktion in reinster CCN-Manier von einem ehemaligen Freund, der ihn aufgrund eines Drogenpaketes verraten hat. Das klingt authentisch. Die Liebessongs “Ya Amar” oder “Du bist” sind dann wie so oft auf Strassenrap-Alben eher Geschmackssache und klingen streckenweise erzwungen.
Der Höhepunkt von “TrafiQ” ist eindeutig der Song “Killer Kollabo“. SadiQ holt sich die Frankfurter Strassenraplegende Azad ins Boot und auf einem geradliniegen Strassenbeat mit Cuts in der Hook kreieren die beiden eine Atmosphäre wie zu vergangenen Bozz-Zeiten.
“Ich stech auf Dich ein Junge, bis Du im Grab ruhst!“
Inhaltlich passiert auf “Narkotic” leider nicht sonderlich viel. Einzig frischen Wind in die eher minimal angerissenen Drogen- und Gewaltszenerien bringt SadiQs einzigartiger Slang. Dieser lässt die einzelnen Parts nicht ganz so austauschbar erscheinen.
Fazit:
Bereits Kool Savas sah das Potenzial von SadiQ in seiner Technik. Leider ruft er das Potenzial und seinen völlig eigenen Doubletime mit hohem Erkennungswert auf Albumlänge zu wenig ab. Die Featurepartner mit u.a. MoTrip, Bizzy Montana oder Fard sind gut gewählt und funktionieren sehr gut. Musikalisch und inhaltlich wirkt das Album jedoch über weite Strecken noch etwas unfertig und unausgereift. Hier besteht noch starkes Potenzial. Vielleicht schafft SadiQ sich nach dem Album eine solide Struktur um ihn herum, dann wird er mit Sicherheit auch das Album aufnehmen, das man von einem Rapper seiner Fähigkeiten erwartet.
Bewertung:
Highlights:
1. Intro
6. Schmerz in der Brust feat. Fard
10. Braun feat. MoTrip
15. Killer Kollabo feat. Azad
Videos zum Album:
► Intro
► Ya Amar
► Wo
► Schmerz in der Brust/Killer Kollabo
Download: SadiQ – TrafiQ
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