Haftbefehl und die Azzlackz-Künstler sprachen in Interviews parallel zur Produktionsphase von “Hallo Monaco” immer wieder von Capos Debüt-Album und, dass er an einem komplett neuen Stil arbeite. Kurz vor dem Release wurde dann bekannt, dass der Offenbacher bei Sony und Geto Gold unterschrieb und mit “Hitmonks” sogar sein eigenes Label gründete. Am vergangenen Freitag wurde “Hallo Monaco” endlich veröffentlicht.
Wir sprachen mit Capo irgendwo zwischen Frankfurt und Berlin über seine Zusammenarbeit mit Cro, Shindy, die aktuelle Lage im deutschen Rap, sein Label Hitmonks, den Druck durch die Charts, seinen Deal und zukünfttige Ziele.
“Ich und mein Bruder werden ganz Deutschland übernehmen!”
Wie nimmst Du aktuell die Resonanzen zu Deinen ersten Videos und Deinem neuen Style wahr?
Ich sag ganz ehrlich, die ersten male hab ich alles noch mitverfolgt. Ich habe auch gerade gar keine Zeit dazu. So langsam entwickelt sich das Ganze zum Positiven, da die Leute anfangen den neuen Sound zu akzeptieren. Anfänglich war es sicherlich eine gewöhnungsbedürftige Sache. Ich wusste aber von Anfang an, dass die Leute darauf hängen bleiben werden.
Gibt es auch negative Stimmen, die sagen, dass Du soft geworden bist?
Ich weiß nicht, wie Leute auf die Idee kommen, dass sie meinen Style soft nennen. Auch wenn ich wieder Gangstarap machen sollte, werde ich das nicht wie vorher angehen. Ich hab meinen Style gefunden. Egal, ob ich von Frauen oder Gangstageschichten rappe, mein Style steht fest.
Könnte man sagen, dass Du der straßenkredibile Cro bist?
Das kann man so nicht sagen. Cro hat seinen komplett eigenen Stil, genau wie ich. Ich fahre ja auch eine komplett andere Schiene. Ich finde beide Stile harmonieren aber sehr gut miteinander.
Wie sind denn die Resonanzen zu Eurer Kollabo “Rohdiamant” ausgefallen?
Am Anfang hiess es “Oh, nein. Ein No-Go!”. Langsam wird es akzeptiert und ich denke es wird auch immer mehr Menschen erreichen.
Auch wenn auf unserem Song keiner beleidigt wird und es um eine Frau geht ist das Gesamtpaket sehr musikalisch.
Weißt Du eigentlich wie er ohne Maske aussieht?
(lacht) Ja, klar!
Hattest Du während den Aufnahmen zum Album eigentlich Zweifel, dass die Leute Deinen neuen Stil annehmen werden?
Die Chance, dass das Ganze nach hinten losgeht oder durch die Decke geht war ein 50/50-Ding. Man kann die Menschen da draussen aber einfach nicht einschätzen. Es kann sein, dass alles passt und die Zeit stimmt, dann funktioniert es. Natürlich hat man Hoffnung und auch das Ziel.
Ich wusste damals ja genau was passiert wenn ich die Musik, die ich machte genau so fortsetze, aber das war mir einfach zu langweilig. Ich hätte das gemacht was die Leute erwartet hätten. Darauf hatte ich gar keinen Bock. Es kann sein, dass der Wandel jetzt schlecht für mich oder gut für mich war. Ich kann es aktuell nicht wissen.
Du sprichst in der “Hallo Monaco” Dokumentation darüber wie es ist, wenn Du und Dein Bruder zusammenarbeitet. Du sagst ihr habt zuviel Ideen. Wie kann man sich das vorstellen?
Ja, wir tauschen uns viel über Musik aus und arbeiten eng zusammen. Ich sage es auch ganz offiziell: Ich und mein Bruder werden ganz Deutschland übernehmen. Wir wissen genau wie es laufen muss. Das was wir machen werden hat vorher noch keiner geschafft. Wir werden Sachen möglich machen, die vorher nicht möglich waren. Wir haben das ja bereits bewiesen. Wir haben beispielsweise Leute, die gar keinen Rap mehr gehört haben zum Rap gebracht, weil wir das wieder cool gemacht und eine riesige Fanbase geschaffen haben.
Heute ist auch eine sehr gute Zeit für deutschen Rap. Wir werden Deutschland zukleistern. Zukleistern sagen wir. Deutschland, Österreich und die Schweiz. (grinst)
Das wird auf jeden Fall passieren.
Ich schätze bei Euch immer sehr, dass ihr als Jungs von der Straße nicht nur musikalisch, sondern auch businesstechnisch sehr gute Moves geschafft habt. Was ist denn in Deinen Augen das Erfolgsrezept von Dir, Deinem Bruder und den Azzlackz?
Wir verstellen uns nicht. Wir sind zwar Strassenjungs, aber wissen auch was abgeht. Strassenjungs mit Ziel. Wir wissen wie es ist abgefuckt zu leben, aber wir wissen wiederum auch wie wir aus diesem abgefuckten Leben wieder rauskommen. Wir wollen in Deutschland etwas bewegen.
Eure Sprache hat sich heute schon bei den Kids etabliert und Haftbefehl ist nicht nur bei Strassenrapfans bekannt, sondern wird auch beispielsweise von “Hipstern” gefeiert. Haft selbst meinte mal in einem Interview, dass ihr daran arbeitet, dass er sich auch über die Rapmedien hinaus etabliert. Ist das ein Ziel von Euch?
Der einzige Punkt, den wir bis heute noch nicht ganz geschafft ist dieses A-B Promi-Ding. Das war ein ganz schmaler Grad. Da wir jetzt durch fähige Leute einen starken Rücken und Kontakte in allen Bereichen haben wird die Reichweite auch immer größer. Die Leute werden auch verstehen, dass wir keine Ungeheuer sind und, dass wir wissen wie man unterhält und eine Show abliefert.
Wir wollen keine Grenzen, wir denken grenzenlos.
Haft ist jetzt bei Universal, Celo & Abdi bei Sony und Du bei Sony und Geto Gold. Ihr habt Euch recht breit aufgestellt. Kann man das als Strategie deuten?
Ob es eine Strategie war kann ich Dir leider nicht sagen. Wenn wir uns die letzten Moves anschauen, war es auf jeden Fall besser für uns.
Du hast wie angesprochen vor kurzem einen Deal mit Sony und Geto Gold unterschrieben? Seid ihr mit dem fertigen Album anklopfen gegangen oder wie kam es zum Kontakt?
Wir hätten ja auch direkt an Sony rantreten können. Ich wollte die Jungs aber auf alle Fälle im Boot haben. Spaiche, Specter und Halil sind coole, lockere Jungs und gute Geschäftsmänner, die bereits einen Erfolg vorzuweisen haben. Die Jungs von Aggro und Sony, das ist ein ganz großes Ding für mich.
Neben Verlagstätigkeiten ist auch die Vewertung von Youtube Views ein großes Ding. Auch hier betreuen die Jungs ja bereits Künstler. War das auch eine Basis der Verhandlungen?
Aktuell habe ich über ihren Kanal noch nichts hochgeladen und ich betreue meinen noch komplett selbst.
Da Du ja jetzt einen Verlagsdeal hast, ist die Vision mit Blick auf die Zukunft, dass Du für andere Künstler schreiben wirst?
Ganz genau. Ich werde hoffentlich bis dahin andere Künstler mit meinen Songwritingfähigkeiten überzeugt haben und habe da auch tierisch Lust drauf, da ich in dem Bereich auch sehr begabt bin.
Gilt das nur für den Popbereich, oder wirst Du auch für andere Rapkollegen schreiben?
Es kommt immer drauf an. Ich werde nicht für jeden x-beliebigen Künstler einen Song schreiben, sonst würde ich auch meinen eigenen Wert senken.
Wo siehst Du denn Deine Stärken als Songwriter?
Was Popsongs betrifft kann ich jetzt nicht sagen was ich schon alles geschrieben habe. Ich lerne aktuell noch immer dazu. Als ich den Leuten von Sony erklärt habe, dass ich erst seit einem Jahr intensiv schreibe waren die Leute verblüfft und haben mir das nicht geglaubt. Ich bin erst 22 Jahre alt und solche Songs mit so kurzer Vergangenheit zu schreiben, das haben die mir nicht abgenommen. Mit dem Album soll den Leuten jetzt klar werden, was ich mache und kann.
Du hast mit Shindy direkt im Studio zusammengearbeit. Wie lief die Zusammenarbeit ab?
Shindy und ich haben einen sehr ähnlichen Kopf was Musik betrifft. Wir fahren einen ähnlichen Film. Musikalisch und menschlich stimmt das. Er macht schon sehr lange Musik und hat auch einen sehr guten Plan. Wir haben unseren gemeinsamen Song an einem Tag gemacht. Ich hoffe wir werden auch zukünftig noch etwas gemeinsam starten.
Vom Sound her passt es ja sehr gut.
Wir haben aktuell noch nichts geplant. Ich würde mit ihm jederzeit gerne wieder zusammenarbeiten. Ich feier Shindy.
Wie kam es zur Entscheidung mit “Hitmonks” ein eigenes Label zu gründen?
Die Entscheidung habe ich zusammen mit meinem Bruder getroffen. Die Leute da draußen sollen nicht denken wir würden uns beneiden oder ähnliches. Ich mache eine neue Art von Musik, ein komplett neues Produkt und daher waren alle der Meinung, dass auch das ganze Drumrum etwas komplett eigenes sein sollte. Privat hat sich zwischen mir und meinem Bruder aber gar nichts geändert.
War es dann nach außen auch wichtig, dass Du Dich mit den Hitmonks von der Art und dem Lifestyle der Azzlackz abtrennst?
Ja, genau. Die Azzlackz machen ihr Ding komplett weiter und ich eben nicht. Ich hätte das Album auch über das Label rausbringen können, aber das wäre dann auch wieder total erwartet. Ich habe meine Eier einfach auf den Tisch gepackt und meine Hosen runtergelassen und hab gesagt “Ey, ich mach mein Ding!”.
Ich hab jetzt auch mit Bausa einen ersten Künstler, der bei meinem Label unterschrieben hat. Und der Künstler passt wiederum jetzt perfekt zu meinem Label und zu dem Schema.
Das Label Hitmonks wurde gegründet um Künstler, die noch keine Schublade haben eine Plattform zu bieten und Hits zu machen. Ich suche daher die Künstler auch sehr gezielt aus.
Deutschland wird Bauser übrigens lieben.
Wie bist Du denn auf Bausa aufmerksam geworden?
Ich habe ihn über einen Freund aus Stuttgart kennengelernt. Ich nenne ihn ein Wunder. Ein deutsches Künstler-Wunder.
Wie siehst Du als Künstler und Labelchef denn aktuell die Lage im deutschen Rap?
Die Lage ist besser als je zuvor und wird auch immer besser. In der Musikbranche stiegen die Zahlen um 20%. Das ist eine enorme Steigerung.
Hast Du Dir mal den Bundesvision Songcontest angeguckt wieviele aus der ungefähren Hiphop-Branche dort dabei waren und verglichen wie es vor drei Jahren war.
Ich bekomme ja immer Mails auf mein Handy mit aktuellen Verkaufszahlen auch aus den USA. Da ist zwischen Deutschland und USA fast kein Unterschied mehr. Ein LL Cool J ist eine Legende verkauft aber nicht mehr als beispielsweise Veysel oder mein Bruder. Das einzige was jetzt noch fehlt ist die Anerkennung der deutschen Musiker. Demnächst werden auch immer mehr deutsche Rapper zu A-Promis, weil einfach auch viel mehr Geld in der Geschichte steckt. Und dann stecken auch ganz andere Leute dahinter, die dafür sorgen, dass verschiedene Menschen unantastbar sein werden.
Gibt es eine Art von Rap, die Du gar nicht feierst?
Ich bin nicht der Typ, der schlecht über andere Künstler spricht. Ich will auch keinem etwas wegnehmen. Wenn mich jemand konkret auf einen Künstler anspricht und unbedingt eine Antwort will, dann bekommt er auch seine Antwort. Aber nur weil ich jemanden nicht mag oder gerade etwas nicht gut finde muss ich auch nicht öffentlich drüber sprechen.
Mir ging es jetzt nicht um spezielle Künstler eher um eine Art von Rap oder einen Sound.
Also was ich gar nicht mag ist dieser zurückgebliebene Rap. Also Rap, denn es schon 10 Jahre gibt. Das kann ich mir nicht mal eine Sekunde geben. Da bekomme ich Ohrenkrebs. Das war auch ein Grund warum deutscher Rap eine lange Zeit tot war.
Meinst Du jetzt diese Boombap-Geschichte oder speziell Rap?
Ich meine eher dieses Lyrische, nicht unbedingt die Musik.
Meinst Du dann zu verkopften Rap, bei dem das Gefühl auf der Strecke bleibt?
Ja, genau.
Feierst Du eigentlich das ganze Trap-Movement in den Staaten?
Definitiv. Das ist aber auch ein geiles Movement. Was ich gar nicht gefeiert habe ist dieses House-Movement. Trap ist einfach Hiphop wie nie zuvor. Es ist eine krass neue Erfindung. Trap ist flippiger, geht nach vorne und ist massentauglich. Trap macht Hörer, die vorher keinen Rap hörten zu Fans und deshalb feier ich Trap.
Siehst Du eine Stärke von Trap in der Geschwindigkeit? Dass der Hörer also quasi nicht durch schnelle Raps und ewig viele Silben therapiert wird?
Ja, auch! Man kann ja auch kombinieren. Ich habe auch Doubletime-Passagen aber nicht über einen kompletten Song, weil das geht einem irgendwann auf den Sack. Wenn man einen Song cool gestaltet feiert das eine Claudia oder Maria, aber auch ein Hassan oder Murat. Weißt Du was ich meine? (lacht)
Trap ist einfach für alle, die Hiphop in ihrem Herzen tragen. Ich habe auf meinem Album nicht nur Trap, werde aber in Zukunft noch mehr in die Richtung machen.
Wen feierst Du denn gerade aus den Staaten?
Gar keine Frage French Montana. Rick Rozay. (überlegt)
Meek Mill?
Meek Mill ist krass. Vielleicht etwas eintönig auf zu vielen Tracks.
Tyga ist auch krass, obwohl er jetzt nicht nur Trap macht, sondern auch einen eigenen Stil hat. Ich schätze ihn als Künstler. Sehr an 2Pac angelehnt.
Big Sean?
Ne, Big Sean nicht. Ich hab schon ein bisschen von ihm gehört…ah J.Cole.
Lil Wayne, Wale, wen gibt’s denn noch. Future ist krass. Birdman. Drake.
Das ist ja fast die ganze Szene. (grinst)
Hast Du “Nothing was the Same” von Drake gehört?
Ich finde er hat jetzt etwas übertrieben. Das geht für mich so in die Richtung von Kanye West. Ein paar Songs finde ich cool, einige feier ich gar nicht. Der Typ darf eigentlich seinen Style gar nicht ändern, weil er damit mega Erfolg hat.
Ach wen ich ganz vergessen hab ist Kendrick Lamar, Dicker.
Kendrick Lamar hat auch meinem Bruder Props gegeben. Er hat gesagt, dass er meinen Bruder als einzigen in Deutschland feiert, vom Flow.
Du hast für Deine Videos mit Mikis und famefabrik aus Mannheim zusammengearbeitet. Wie kam es zum Kontakt und zur Entscheidung?
famefabrik sind krasse Filmproduzenten und machen ihre Arbeit sehr professionell. Die famefabrik hat auch das erste Musikvideo meines Bruders gedreht. Wir sind eng miteinander.
Grundlegend war klar, dass wir mit den Jungs ein Video machen.
Wir haben jetzt noch eins mit StreetCinema gedreht, das auch das erste mit den Jungs ist. Wir haben zwar schon mit StreetCinema gearbeitet, waren aber bis dato noch nicht die Auftragsgeber.
Bist du beim Storyboard überall involviert oder lässt Du die Jungs mit Ideen an Dich rantreten?
Wir stimmen am Ende auf jeden Fall alles ab. Wir haben uns vorher kurz ausgetauscht was im Video zu sehen sein soll und dann haben die Teams alles entwickelt.
Zuletzt gab es Top 5 und zahlreiche Platz-1 Erfolge rund um Rap. Spürst Du einen gewissen Chart-Druck?
Ich sag ganz ehrlich: Ich laufe komplett gegen eine Wand. Ich lass mich überraschen. Ich gönne es jedem und muss auch nicht besser als irgendjemand anderes sein. Natürlich ist Hoffnung im Spiel. Ich weiß aber nicht was passieren wird.
Gibt es in Deutschland noch Künstler mit denen Du gerne zusammenarbeiten würdest?
Eigentlich habe ich alle mit denen ich arbeiten wollte auf dem Album. Mehr werden jetzt hoffentlich folgen. Mit Yasha aus Berlin würde ich gerne was machen. Da ist auch schon was in Planung. Andere Künstler kann ich aktuell noch nicht nennen.
Wenn wir einen Blick in die Zukunft wagen. Wo siehst Du Dich in 10 Jahren?
Puh, die Frage kann ich Dir nicht mit einem Satz beantworten. Wo ich sein werde das weiß nur der liebe Gott.
Und hast Du ein bestimmtes Ziel für Deine musikalische Karriere?
Ich will auf jeden Fall zu den Top 3 der deutschen Musiker gehören.
Vielen Dank für das Interview!
Alles rund um Capo erfahrt ihr hier.
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