Neben den Musikvideos hat es Deutschrap aktuell schwer auf dem TV-Screen oder der Kino-Leinwand. Liegt das vielleicht an der Qualität und den Mitwirkenden? Eine kleine Ursachenforschung.
Kay Ones TV-Format “Kay One – Sängerin gesucht” wies bereits nach zwei Folgen desaströse Quoten vor und so handelte Privatsender RTLII prompt und liess die Sendung prompt auslaufen. Eigentlich war das Format eine Castingshow, doch für die Gewinnerin interessierte sich am Ende der Staffel keiner so richtig. Seitdem bröckelt die Popularität und das Erfolgsimage des ehemaligen DSDS-Jurors.
Cro: Eigener Kino-Film & Zusammenarbeit mit Til Schweiger
Der Stuttgarter Kollege Cro hat mit seinen jungen Jahren schon alle möglichen Erfolge eingefahren. Angefangen bei seinem Hit “Easy” und über eine halbe Millionen verkaufter Einheiten seines Debüt-Albums “Raop” bis hin zu Sponsorings und Kooperationen mit Großkonzernen wie McDonald’s, Mercedes Benz oder H&M. Die Marke Cro wird somit sehr zielstrebig auf diversen Ebenen und in verschiedensten Branchen monetarisiert.
Da schien natürlich ein eigener Kinofilm eine folgerichtige Entscheidung und wenn man den Erfolgsgarant des deutschen Films, Til Schweiger, für dieses Projekt ins Boot holt, kann dabei auch nichts schief gehen und die Serie an Erfolgen nahtlos weitergeführt werden.
Alles begann im September 2014, als Til Schweiger ein Bild von der “Barefoot Finca” (Barefoot ist Schweigers Produktionsfirma) lachend bei Weißwein und mediterranem Essen mit Cro und dem Team rund um Chimperator veröffentlichte. Etwas später wurde bekannt, dass die Dreharbeiten zu einem Film von Cro mit dem Arbeitstitel “Don’t believe the hype” starten.
Cro: Start des Kino-Films “Unsere Zeit ist jetzt”
Aus dem Arbeitstitel “Don’t believe the hype” wurde im Laufe der Produktion dann “Unsere Zeit ist jetzt” und als der erste Trailer zum Film erschien, erfuhr man in der Kurzinfo das Konzept des Films:
“Als Rapper Cro zu einem Ideenwettbewerb für einen geplanten CRO-Kinofilm aufruft, überzeugen ihn drei unterschiedliche Konzepte: eine Dokumentation, ein Animationsfilm über die Vergangenheit des Musikers sowie ein Film über CROs Zukunft. Für die Nachwuchsfilmer hinter diesen Projekten beginnt eine spannende Zeit, denn bei der Umsetzung ihrer Ideen lernen sie nicht nur den Musiker CRO besser kennen, sondern auch einander.”
Cro & Til Schweiger: “Unsere Zeit ist jetzt” entpuppt sich als Kino-Flop!
Nachdem der Film am 6. Oktober endlich anlief waren die Erwartungen natürlich enorm hoch. Cro ist omnipräsent im Radio und füllt jährlich Stadien, während Til Schweiger durch Kino-Hits wie “Keinohrhasen” unlängst das Gespür für die richtige Unterhaltung des typischen deutschen Kinogängers bewies.
Als der Film am Donnerstag anlief blieben die großen Massen im Kinosaal jedoch völlig überraschend aus. Gerade einmal 3447 Zuschauer sollen am Starttag den Film deutschlandweit gesehen haben. Auch Geduld scheint nicht zu helfen, denn über das Wochenende korrigierten sich mit gerade mal 25.000 Besuchern die Zahlen nicht nach oben. Das Medienmagazin Meedia berichtet, dass pro Vorstellung durchschnittlich gerade mal 25 bis 30 Leute im Kinosaal saßen.
Filme von deutschen Rappern im Vergleich
Cro und Schweiger werden es mit diesem Start schwer haben die bisherigen Kino-Filme von Bushido und Sido zu toppen. Bushido schaffte 2010 mit seinem Film “Zeiten ändern dich” in der ersten Woche 305.000 Besucher in die Kinos zu locken. Sido generierte mit “Blutzbrüdaz” 2011 128.139 Kinobesucher, inklusive Previews sogar 154.699 Zuschauer. Innerhalb der ersten drei Tage kam Sido sogar bereits auf 115.453 Besucher.
Til Schweiger, der sich mit den kommerziell erfolgreichen Kollegen des deutschen Kinos messen muss, kann mit so einem Start nicht zufrieden sein. Die deutsche Komödie “Fack Ju Göhte 2” schaffte 2015 im Vergleich am ersten Tag 416.o00 Besucher in die Kinos zu locken. Am Startwochenende sahen bereits 2,12 Millionen Besucher den Film in Deutschland.
Cro & Chimperator: Kalkuliert statt innovativ?
Mit dem anstehenden Flop des eigenen Kino-Films bekommt Cros bis dato glänzende Erfolgskarriere erstmals einen Dämpfer. Zumal ein Film mit Cro sicherlich großes Potenzial gehabt hätte. Ob die Wahl sich Til Schweiger ins Boot zu holen die richtige war bleibt nachdem der kommerzielle Erfolg ausbleibt zu bezweifeln. Ein Projekt ganz kalkuliert mit den etablierten, alteingesessenen Garanten zu realisieren ist am Ende des Tages leider grundlegend so gar nicht mehr kreativ und innovativ, sondern leider sehr konservativ und beliebig. Schade.